Gert Kilian - Percussion Unlimited

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Das Balafon

 

Mit der Entdeckung des Eisens vor 2500 Jahren beginnt sich auch in Afrika eine neue soziale Ordnung zu bilden. Viele Bewohner werden sesshaft, es bilden sich Kasten aus Noblen (Horon) und Handwerkern (Nyamakala). An der Spitze der Kaste der Nyamakala steht der Schmied (numu).

Der Schmied wird zum Zentrum aller Aktivitäten. Ohne ihn gibt es kein Jagdwerkzeug und kein Acker- oder Küchengerät. Er hat mit dem Feuer zu tun, also auch mit Holz, und so ist er es, der das Stück Baumstamm zur Djembé oder zu einer Balafonklangplatte schlägt - mit der Axt, die er geschmiedet hat. Die Geste des Schmiedens ist die selbe wie beim Balafonspielen – man schlägt mit einem Hammer auf einen Amboss in Richtung Erde. Alles lässt vermuten, dass die ersten Balafolas Schmiede waren. In einer der Schöpfungsmythen der Mande ist der erste Erdenbewohner, der aus dem Himmel kommt, jedenfalls ein Schmied! Und es ist bestimmt kein Zufall, dass dem Balafon des Herrschers – und Schmieds- Sumaoro Kante in dem Epos, das die Entstehung des Königreichs Mali beschreibt, eine mythische Rolle zufällt. Das Epos erzählt, wie Sundiata Keita am Ende die Macht über Sumaoro Kante erringt und zum Gründer dieses Königreichs wird.

Aly

Endes des 12. Jahrhunderts regiert Nare Maghann Konate, der Vater Sundiata Keitas, über das Reich der Manding, einer Region, die den Südosten des heutigen Mali und den Norden Guineas umfasst. Es grenzt an das Sosso-Königreich des eroberungswütigen Herrschers Sumaoro Kante, der sich ein kleines Königreich nach dem anderen einverleibt. Er bedroht das Land der Manding, ihn interessieren dort vor allem die riesigen Goldvorräte.
Als Nare Maghann Konate stirbt, reisst sein Sohn Dankaran Touman die Macht an sich. Er ist Sundiata’s Stiefbruder, Sohn der verhassten zweiten Ehefrau des Vaters. Doch noch kurz vor seinem Tod hat eben dieser den Sohn seines Djeli, Bala Faseke Kouyate, zum Djeli Soundiata’s ernannt.
In der Hoffnung, dass dessen weiser Rat Sundiata am Ende doch noch zur Macht verhelfen würde. Sundiata geht mit seiner Mutter und einem kleinen Anhang ins Exil. Sie reisen im ganzen Land und schmieden Allianzen mit lokalen Stammesführern.
Inzwischen hat der junge König Dankaran Touman den Djeli Sundiata’s, Bala Faseke, als Vermittler zu dem angriffslustigen König Sumaoro Kante geschickt. Sumaoro jedoch nimmt Bala Faseke gefangen.
Eines Tages dringt dieser in den geheimen Raum Sumaoros ein und entdeckt dort das magische Balafon. Er wagt es, darauf zu spielen. Sumaoro, obschon weit entfernt, hört dies und kommt ausser sich vor Wut hinzu.
Geistesgegenwärtig spielt Bala Faseke ein wundervolles Preislied auf Sumaoro.
Dieser ist davon ganz verzaubert und macht ihn zu seinem Djeli. Nun wird ein Krieg zwischen Sundiata und Sumaoro unvermeidlich.
Nach mehreren unentschiedenen Kämpfen kommt es 1235 zur Schlacht von Kirina. Am selben Tag kann Bala Faseke flüchten und zu Sundiata, seinem Herrn, zurück kehren. Sundiata gewinnt mit der Unterstützung seines Djeli und wird zum “mansa”, König von Mali. Er begründet eine lange Periode des Wohlstands, die vom 13. bis zum 16. Jahrhundert andauert.
Es ist die Blütezeit des Balafons. Jeder König, Dorfchef oder andere Noble hatte seinen Djeli, der, unbeschwert von materieller Not, seiner Kunst nachgehen und so zum virtuosen Künstler werden konnte.
In den langen Gesängen der Djeli wurden die Episoden der Geschichte über die Jahrhunderte hinweg poetisch ausgeschmückt und mit Legenden verwoben und so zu einer epischen Geschichte.
Das Balafon des Sumaoro Kante wurde nach dessen Niederlage noch häufig von Bala Faseke bei grossen Zeremonien gespielt.
Heute, 800 Jahre später, steht es in Niagassolo im Norden Guineas. Man nennt es Sosso-Balafon, nach dem von Sumaoro Kante beherrschten Sosso-Königreich.

Die UNESCO hat es 2004 in ihre Liste des zu schützenden Weltkulturerbes aufgenommen.

Hinweis:
Hier finden Sie eine Beschreibung für den Bau des Balafons.
 

Balafon

Das afrikanische Balafon


Das Balafon besteht aus Holz-Klangstäben und Kalebassen- hohlen Kürbissen, die als Resonanzkörper wirken, in ihrer Grösse korrespondierend zum jeweiligen Ton.
In die Kalebassen sind zwei oder drei fingerdicke Löcher gebohrt, über die Spinnweben oder Fledermausflügel geklebt werden (heute auch immer häufiger Zigarettenpapier).
Diese Membrane werden durch die Resonanz in Schwingung versetzt, sie beginnen zu surren-
es entsteht ein Mirlitoneffekt. Verstärkt wird diese Wirkung noch durch Metallschellen an den
Handgelenken der Spieler.

Klangstäbe und Resonatoren werden von einem Rahmen aus Weidenruten und Ziegenhaut-
schnüren zusammengehalten.
In Guinea, Nigeria, Tschad und Kenia gibt es das Grubenxylophon. Die Klangstäbe werden
über ausgegrabene Hohlräume im Boden gelegt.
In Tansania gibt es das Kastenxylophon, gespielt von der Volksgruppe der Makonde, das der traditionellen Marimba aus Guatemala ähnlich ist.
Im Osten Kameruns spielt man bei der Ethnie der Fang sechs verschieden grosse, tragbare mendjan verschiedener Register (Bass-Alt-Tenor-Sopran) in einem kompletten Xylophon-Orchester, dem komendjan. Ebenfalls in Kamerun spielen die Bamilike das djein, bei dem die Klangplatten über Bananenstämme gelegt werden. Im Tschad spielen die Sarah und Sarakaba das kundu. Im Kongo spielen die Balubas das madimba, und in Mosambik spielen die Chopi das timbila.
Bei den Ibo in Nigeria gibt es das Xylophon mit nur einem Klangstab. In Uganda findet man das amadinda mit 12 Tönen; es wird von drei Musikern gespielt - zwei auf einer Seite und einer gegenüber. Hier gibt es auch das akadinda mit 22 Tönen, gespielt von sechs Musikern, drei auf jeder Seite. Die Basogas in Uganda spielen das grosse mbaire.
Bei den ethnischen Gruppen der Senoufo, Bobo, Miankan, Lobi, dagari, Samblan, Toussien, Gouin, Samogo oder Touroukan (Mali, Burkina Faso, Guinea, Elfenbeinküste, Ghana) haben
die Instrumente bis zu 21 Klangstäbe.

Gewöhnlich ist das Balafon fortschreitend von den tiefen zu den hohen Tönen gestimmt,
und hier spielt die Pentatonik (Fünfton-Reihe) eine grosse Rolle. Einer solchen Stimmung entsprechen die schwarzen Tasten des Klaviers, die Einteilung der Tonschritte kann variieren.
Im übrigen haben sich nach und nach auch die " westlichen " Harmonien in Afrika verbreitet.
Afrikanische Musiker wussten aber stets einen eigenen, originellen Umgang mit ihnen zu
pflegen.

© Gert Kilian, 2008

 

 

 

 

 

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